Referenzzinssatz

Allgemeines zum Referenzzinssatz

Der Referenzzinssatz bezeichnet einen präzise definierten Zinssatz auf dem Markt, der
einen Durchschnittswert aus Geldangebotskursen (Offered Rate) bzw. Geldnachfragekursen (Bid Rate) darstellt.

Er dient als Bezugseinheit in der Finanzwirtschaft. Die Teilnehmer des Interbankenmarktes erkennen den Referenzzinssatz als Zinsindize an. Die Risikoverteilung eines Darlehens wird durch einen flexiblen Zins oder die sog. Sollzinsbindung beeinflusst.

Beim flexiblen Zins ist der Darlehensempfänger in der Pflicht etwaige Zinsanpassungen zu tragen, bei der Sollzinsbindung muss die Bank die Anpassungen refinanzieren.

Verschiedene Ausprägungen des Referenzzinssatz

Eine der wichtigsten Referenzwerte zur Sollzinsdefinition stellt der EURIBOR (European Interbank Offered Rate) dar.

Beim EURIBOR handelt es sich um einen tagesaktuellen Referenzwert zur Festlegung des mittleren Zinssatzes, auf dessen Basis die größten europäischen Banken Geldgeschäfte tätigen. Die Daten werden von 44 europäischen Großbanken erhoben. Der Monatswert des EURIBOR dient in vielen Ländern als Basis zur Errechnung der eigenen Bankzinsen.

Der EURIBOR als Instanz vom Referenzzinssatz, findet Anwendung auf alle Transaktion zwischen europäischen Banken. Letztendlich gibt diese Kenngröße also den Zinssatz an, zu dem eine Bank, einer anderen Bank Geld leiht.

Der EURIBOR ergibt sich aus einer Kombination verschiedener Zinssätze, somit lässt er sich in der Realität nicht als einfacher Zinssatz betrachten. Entscheidende Faktoren bei der Ermittlung dieser Ausprägung vom Referenzzinssatz sind die unterschiedlichen Laufzeiten der Darlehen.

JReferenzzinssatze nach Dauer des Kredits werden andere Zinssätze fällig. Daher ist auch oft die Rede von EURIBOR für Wochen-, Monats- oder Zwölfmonatsgeld. Die letzte Variante dient den Geldinstituten als Referenzzinssatz, für die Berechnung von Zinsen für Kredite, Sparbücher und Festgeldanlagen.

Besonders häufig findet der EURIBOR auch Anwendung im Immobilienmarkt. Dort wird er als Referenzzinssatz für Hypotheken genutzt. Bei langfristigen Hypotheken bietet der EURIBOR den Vorteil der geringen Fluktuation über die Laufzeit hinweg.

In Deutschland wird der EURIBOR seit 1999 als Referenzzinssatz genutzt und löste damit den, auf D-Mark basierten, FIBOR ab. Im Rahmen der Kompetenzübertragung auf die Europäische Zentralbank geht der Referenzzinssatz vieler Einzelnationen im EURIBOR auf.

In Bezug auf Annuitätendarlehen stellt der EONIA (Euro Overnight Index Average) einen wichtigen Referenzzinssatz dar. Die Europäische Zentralbank berechnet diesen Referenzzinssatz für ungesicherte Ausleihgeschäfte.

Der EONIA ist allerdings wesentlich anfälliger für kurzfristige Finanzmarktschwankungen, weshalb der EURIBOR den verlässlicheren Referenzzinssatz bildet.

Wichtige Beispiele für durchschnittliche Zinssätze

Die größte Bedeutung der nationalen Durchschnittszinssätze kommt dem LOBOR zu. Aufgrund der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion wurde jeder nationale Referenzzinssatz ab dem 1. Januar
1999 in den EURIBOR überführt.

  • EURIBOR (EURO Interbank Offered Rate)
  • HIBOR (Hongkong Interbank Offered Rate)
  • LIBID (London Interbank Bid Rate)
  • LIBOR (London Interbank Offered Rate)
  • NIBOR (New York Interbank Offered Rate)
  • PIBOR (Paris Interbank Offered Rate)
  • SIBOR (Singapore Interbank Offered Rate)
  • TIBOR (Tokyo Interbank Offered Rate)

Der Referenzzinssatz schafft Transparenz

Ein Darlehensinteressent kann mit Hilfe der Zinsentwicklungskurven jederzeit ermitteln, wie sich die wichtigsten Referenzzinssätze in Bezug auf seine Finanzierung entwickeln.

Für die nähere Zukunft können Experten sehr genaue Entwicklungsprognosen aufzeigen.

Der Darlehensnehmer kann dadurch abwägen, wann die richtigen Rahmenbedingungen für den Kredit gegeben sind, bzw. ob das vorhandene Eigenkapital angemessen ist.